Liebe Mitglieder,
Liebet eure Feinde?
Eines der berühmtesten Jesus-Worte lautet: «Liebet eure Feinde». Aber wie soll das gehen? Ist das überhaupt wünschenswert? Wer angegriffen wird, soll seinen Angreifer lieben? Angesichts des Krieges in der Ukraine stellen sich einige Fragen zu diesem Thema. Im neuen Wort zum Sonntag suchen wir Antworten.
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Ein anregendes neues Wort zum Sonntag wünscht herzlich
Gottfried Locher
Das Video
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Bonusmaterial
Michelangelos «Pietà» – hochaufgelöst, zum Herunterladen
Gibt es «gerechte Kriege»?
Dazu Augustinus von Hippo, einer der einflussreichsten christlichen Theologen:
[…] Der Weise führt ja nur gerechte Kriege. Als wenn er nicht […] erst recht bedauern müßte, daß für ihn eine Nötigung zu gerechten Kriegen besteht; denn wären sie nicht gerecht, so brauchte er sie ja nicht führen, und der Weise hätte sonach überhaupt keine Kriege.
Denn nur die Ungerechtigkeit der Gegenpartei nötigt dem Weisen gerechte Kriege auf; gerade diese Ungerechtigkeit ist es, die man als Mensch beklagen muß […]
Wer also diese großen, ungeheuerlichen, grausamen Übel mit dem Gefühl des Bedauerns erwägt, der gestehe ein, daß sie ein Unheil sind; wer sie dagegen ohne geistigen Schmerz erduldet oder betrachtet, der hält sich in unseligem Wahne deshalb für glücklich, weil er es verlernt hat, menschlich zu fühlen.
Augustinus von Hippo, De Civitate Dei, Buch 19.
Krieg und Frieden – kirchliche Zitate
Der Friede besteht nicht darin, daß kein Krieg ist; er läßt sich auch nicht bloß durch das Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte sichern; er entspringt ferner nicht dem Machtgebot eines Starken; er heißt vielmehr mit Recht und eigentlich ein “Werk der Gerechtigkeit” (Jes 32,17).
Dieser Friede kann auf Erden nicht erreicht werden ohne Sicherheit für das Wohl der Person und ohne daß die Menschen frei und vertrauensvoll die Reichtümer ihres Geistes und Herzens miteinander teilen. Der feste Wille, andere Menschen und Völker und ihre Würde zu achten, gepaart mit einsatzbereiter und tätiger Brüderlichkeit – das sind unerläßliche Voraussetzungen für den Aufbau des Friedens.
Der irdische Friede, der seinen Ursprung in der Liebe zum Nächsten hat, ist aber auch Abbild und Wirkung des Friedens, den Christus gebracht hat und der von Gott dem Vater ausgeht.
Insofern die Menschen Sünder sind, droht ihnen die Gefahr des Krieges, und sie wird ihnen drohen bis zur Ankunft Christi. Soweit aber die Menschen sich in Liebe vereinen und so die Sünde überwinden, überwinden sie auch die Gewaltsamkeit, bis sich einmal die Worte erfüllen: “Zu Pflügen schmieden sie ihre Schwerter um, zu Winzermessern ihre Lanzen. Kein Volk zückt mehr gegen das andere das Schwert. Das Kriegshandwerk gibt es nicht mehr” (Jes 2,4).
Allerdings – der Krieg ist nicht aus der Welt geschafft. Solange die Gefahr von Krieg besteht und solange es noch keine zuständige internationale Autorität gibt, die mit entsprechenden Mitteln ausgestattet ist, kann man, wenn alle Möglichkeiten einer friedlichen Regelung erschöpft sind, einer Regierung das Recht auf sittlich erlaubte Verteidigung nicht absprechen.
Der Einsatz militärischer Mittel, um ein Volk rechtmäßig zu verteidigen, hat jedoch nichts zu tun mit dem Bestreben, andere Nationen zu unterjochen. Das Kriegspotential legitimiert auch nicht jeden militärischen oder politischen Gebrauch. Auch wird nicht deshalb, weil ein Krieg unglücklicherweise ausgebrochen ist, damit nun jedes Kampfmittel zwischen den gegnerischen Parteien erlaubt.
Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei.
Jede Kriegshandlung, die auf die Vernichtung ganzer Städte oder weiter Gebiete und ihrer Bevölkerung unterschiedslos abstellt, ist ein Verbrechen gegen Gott und gegen den Menschen, das fest und entschieden zu verwerfen ist.
Pastoralkonstitution «Gaudium et spes», 1965